St. Kaspar

Projektkurs „Soziales Lernen“ am Gymnasium St. Kaspar


Informationen zum Stichwort „Projektkurs“


Projektkurse beziehen sich inhaltlich auf einen Schwerpunkt, der entweder auf ein Fach (fachbezogen) oder auf zwei Fächer als Referenzfächer bezogen (fachübergreifend) in zwei aufeinander folgenden Halbjahren innerhalb der Qualifikationsphase (G8: Jahrgangsstufe 11, G9: Jahrgangsstufe 12) erarbeitet wird. Die Projektkurse sind zweistündige Jahreskurse, in denen - möglichst in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern - vor allem anwendungsorientiertes Lernen im Vordergrund stehen soll; selbständiges, strukturiertes, kooperatives Lernen und dazugehörige Darstellungskompetenz sollen gefördert werden. Der Projektkurs kann die Facharbeit durch eine Dokumentation (= Kursarbeit und begleitende Präsentation) ersetzen; mit Blick auf die Leistungsbeurteilung gibt es eine Jahresabschlussnote, die sich gleichwertig aus der erarbeiteten Dokumentation und den Leistungen im Bereich „Sonstige Mitarbeit“ zusammensetzt. Projektkurse werden als zwei Grundkurse auf die Pflichtbindung angerechnet, die Abschlussnote kann in doppelter Wertung in die Berechnung der abschließenden Gesamtqualifikation des Abiturergebnisses einfließen.Seit dem Schuljahr 1991/1992 wird am Gymnasium St. Kaspar in der Oberstufe ein Sozialpraktikum durchgeführt. Den Hintergrund für das Durchführen eines Sozialpraktikums bildeten folgende Überlegungen: Seit Jahren nehmen die Klagen zu über steigende Aggressionsbereitschaft und Gewalttätigkeiten in der Gesellschaft allgemein, über ausufernde Egomentalität und übertriebenen Subjektivismus, über die „Ellbogen-Gesellschaft“, über Gegen- statt Miteinander, übersteigerte Selbstverwirklichung auf Kosten anderer und immer mehr um sich greifende Entsolidarisierung. Angesichts dieser Situation wurde die Idee entwickelt, durch ein Unterrichts- und Praxiskonzept mit dem Zeil gelebter Mitmenschlichkeit eine Art Gegengewicht zu setzen.
In den mit der Neuordnung der gymnasialen Oberstufe neu einzurichtenden Projektkursen sehen wir die Möglichkeit einer sinnvollen Weiterentwicklung des „alten“ Sozialpraktikums.

 

Inhaltliche Rahmenbedingungen des Curriculums für den Projektkurs „Soziales Lernen“

Die mit der Neuordnung der gymnasialen Oberstufe neu eingeführten Projektkurse bieten die Möglichkeit, das Sozialpraktikum in der zukünftigen Oberstufe in einen eigenen Kurs „Soziales Lernen“ einzubinden und zu integrieren. Damit erfährt das „alte“ Sozialpraktikum nicht nur eine Weiterentwicklung, sondern wird gleichzeitig auch aufgewertet. Angeboten wird ein zweistündiger Projektkurs „Soziales Lernen“ innerhalb der Qualifikationsphase, dieser Kurs wird angebunden an das Fach Religionslehre als Referenzfach. Mit Blick darauf, dass es in dem Projektkurs „Soziales Lernen“ um gelebte Mitmenschlichkeit, um Dienst am und mit hilfsbedürftigen Menschen geht, orientiert sich das Curriculum schwerpunktmäßig am Aufarbeiten der Lebensrealität von Menschen, die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Hilfe bei ihren alltäglichen Lebensvollzügen benötigen.Um einen breiten Überblick über die Realität der entsprechender vielfältigen historischen und aktuellen Lebenswirklichkeiten von Menschen, die Hilfe bedurften – zu denken ist hier etwa an Kranke, Alte, Menschen mit Behinderungen, außerhalb der Gesellschaft Stehende – zu bekommen und um diese Wirklichkeiten als historisch gewordene, in einem konkreten gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Kontext stehenden – und damit auch veränderbaren! - Wirklichkeiten begreifen zu können, ist in einem ersten größeren Teil zu erarbeiten, wie die Lebensrealität dieser Menschen zu unterschiedlichen Zeiten aussah.Auf dem Hintergrund dieser beiden übergeordneten leitenden Zielvorstellungen ergibt sich für die ziel- und inhaltlich orientierte Konkretisierung ein Anknüpfen an folgende Kompetenzen:

  1. Die Schülerinnen und Schüler sollen durch das Umgehen mit Menschen, die im weitesten Sinne der Hilfe anderer bedürfen, ihre Bereitschaft zum helfenden Miteinander als Grundlage und Voraussetzung gelingenden Lebens erkennen und ihre Fähigkeiten zum helfenden Miteinander erkennen und entwickeln. Sie sollen die Fähigkeit zum bewussten Reflektieren und Beurteilen ihres Verhaltens gegenüber Hilfsbedürftigen entwickeln.
  2. Sie sollen in diesem Zusammenhang durch ihre praktische Tätigkeit während des Proajektkurses und durch die Zusammenarbeit mit professionellen Helfern auch die Grenzen und Beschränktheiten des helfenden Arbeitens erfahren und damit zu einer realitätsgerechten Einschätzung ihrer Persönlichkeit gelangen.
  3. Sie sollen innerhalb des Projektkurses einen Überblick über die mit dem großen Bereich „helfende Berufe“ verbundenen beruflichen Tätigkeiten bekommen und ihrer eigene Berufsentscheidung damit auf eine breitere Basis stellen können.
  4. Sie sollen die Fähigkeit erwerben, das Umgehen von Menschen mit Hilfsbedürftigen sowohl rückblickend in der Geschichte als auch mit Blick auf gegenwärtige andere Kulturen beurteilen und diesen Umgang einordnen zu können als Teil der den verschiedenen gesellschaftlichen Systemen zugrunde liegenden bewussten oder unbewussten Vorstellungen vom Menschenbild bzw. den damit verbundenen moralischen und ethischen Rahmenstrukturen.
  5. In diesem Zusammenhang soll exemplarisch die Rolle der Kirche als eine durch die Orientierung am christlichen Menschenbild die Einstellung und das Verhalten gegenüber Hilfsbedürftigen in der Geschichte insgesamt positiv fördernde Institution untersucht und beurteilt werden.
  6. Das Aufgreifen der Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschengruppe und die Auseinandersetzung mit dieser Wirklichkeit kann nicht losgelöst erfolgen ohne Einbeziehen der konkreten wirtschaftlichen Strukturen, in die sowohl helfende Institutionen als auch Helfer eingebunden sind. Ein Überblick über die aktuellen Sozialversicherungssysteme und ein exemplarisch vertiefendes Eingehen auf die spezifischen Besonderheiten einzelner Bestandteile unseres gegenwärtigen sozialen Systems – z. B. Altenheim, Krankenheim – soll in diesem Zusammenhang den Schülerinnen und Schülern die Grundlage für eine angemessenen Beurteilung bieten.

 

Organisatorische Rahmenbedingungen

Der Projektkurs „Soziales Lernen“ gliedert sich in drei Teileinheiten (die folgenden Überlegungen orientieren sich dabei an einer Einbindung des Projektkurses in die Jahrgangsstufe 11 bzw. 12):

  1. eine Theoriephase (zeitlich etwa vom Schuljahresbeginn bis zu den Herbstferien, evtl. auch bis zum Januar)
  2. die eigentliche Praktikumsphase (nach den Herbstferien bis zu den Osterferien, evtl. auch Januar bis April)
    Während dieser Phase üben die Schülerinnen und Schüler wöchentlich für einen Zeitraum von 1,5 Stunden Tätigkeiten in den Einrichtungen aus, in denen sie ihr Praktikum absolvieren. Diese Praktikumszeit wird begleitet durch eine intensive Betreuung seitens des Lehrerkollegiums, sie wird darüber hinaus ergänzt durch regelmäßig stattfindende Blockveranstaltungen, die vor allem dem Erfahrungsaustausch, der Präsentation von Arbeitsergebnissen und dem Weiterentwickeln individueller Schwerpunkte für die weitere Praktikumsarbeit dienen.
  3. eine Auswertungsphase (zeitlich bis zum Beginn der Sommerferien), in der neben der Reflexion und Evaluation der eigentlichen Praktikumsarbeit die geforderten Präsentationen vorgestellt und erläutert werden


Ein Beispiel zur inhaltlichen Konkretisierung:
Eine Schülerin entscheidet sich für die Teilnahme am Projektkurs „Soziales Lernen“; sie setzt sich in der Theoriephase intensiv mit Themen wie „Christliches Menschenbild“, „Alte Menschen in unserer Gesellschaft“, „Möglichkeiten und Grenzen musiktherapeutischer Ansätze“ auseinander. Die Schülerin arbeitet während ihres Praktikums in einem Seniorenwohnheim mit den Bewohnern vor allem im musikalischen Bereich (gemeinsames Singen, Musizieren, Einstudieren von kleinen Aufführungen usw.). In der Auswertungsphase stellt sie ihre Arbeitsergebnisse vor.

Stand: November 2019

Diese Website verwendet Cookies. Bei Weiternutzung gehen wir von Ihrem Einverständnis aus.