Kanuexerzitien: Eine jährliche Reise der Selbstentdeckung am Gymnasium St. Kaspar
Die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Neuenheerser Gymnasiums erlebten ein Abenteuer, das nicht nur ihre körperlichen Grenzen herausforderte, sondern auch ihre Naturverbundenheit und spirituelle Identität stärkte. Die „Kanuexerzitien“ finden jährlich in Jahrgangsstufe 9 statt und bieten den jungen Teilnehmern eine einzigartige Gelegenheit, sich selbst und ihre Klassenkameraden auf eine völlig neue Weise zu entdecken.
Insgesamt legten die Schülerinnen und Schüler in den Kanus eines örtlichen Kanuverleihs in drei Etappen beeindruckende 60 Kilometer im Kanu zurück. Doch die wirkliche Reise fand in ihren Herzen und Köpfen statt. „Die Kanuexerzitien haben unsere Gemeinschaft gestärkt. Die Tage waren sehr erlebnisreich“, zeigte sich Annika Grau (Klasse 9a) begeistert.
Die Exerzitien werden von speziell ausgebildeten Lehrern begleitet, die die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler gewährleisten und die spirituellen Aspekte der Reise unterstützen. Diese Lehrer verfügen neben DRLG-Bronze oder höherwertigem Abzeichen über die „sportartspezifische Rettungsfähigkeit im Kanusport“, die es ihnen ermöglicht, in Notfällen schnell und effektiv zu handeln. Zusätzlich haben sie eine Erste-Hilfe-Ausbildung absolviert.
Belegt waren die Kanus mit jeweils zwei bis drei Schülern. Der tägliche Wechsel der Teams förderte Teamfähigkeit und Sozialkompetenz. Übernachtet wurde unter klarem Sternenhimmel in Zelten. In der Diemel lenkten sie die Kanus – immer wieder unterbrochen durch Überwindung zahlreicher Wehre – von Haueda über Trendelburg und schließlich nach Bad Karlshafen. Hier, wo die Diemel in die Weser mündet, steuerte die Gruppe in der finalen Etappe Höxter-Boffzen an.
„Thematisch stehen die Kanuexerzitien unter den Begriffen ‚Aufbrechen – gemeinsam unterwegs sein – ein Ziel erreichen‘“, erläutert Wolfgang Panzer, der die Exerzitien regelmäßig begleitet. Die Kanuexerzitien fördern demnach nicht so sehr die Leistung des Einzelnen, sondern stellen die Gemeinschaftsleistung in den Mittelpunkt: Man müsse sich auf den anderen verlassen können, gegenseitige Rücksichtnahme und Teamarbeit seien besonders wichtig. Vor Antritt der Rückreise wurde in Höxter am Freitagmorgen ein von der Gruppe vorbereiteter Wortgottesdienst gefeiert. Dieser spirituelle Höhepunkt der Reise hilft den Schülern, ihre religiöse Identität zu reflektieren und zu stärken.
„Regelmäßig kommen die Schülerinnen und Schüler nicht als dieselben Menschen zurück, die sie waren, als sie aufgebrochen sind“, berichtet Panzers Kollegin Annette Tisius. „Die Kanuexerzitien sind nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine spirituelle Reise, die die Teilnehmer nachhaltig beeinflusst und für sie sicher als ein Highlight ihrer Schulzeit gilt.“