Die Gesellschaft rund um den Weser-Bergpreis
Mit diesem Artikel wollen wir einmal erzählen wie die Gesellschaft
rund um das damalige Weser-Bergpreis Rennen war. Es gibt natürlich immer zwei Seiten bei
solchen Veranstaltungen. Einmal die Motorsportfans, die sich natürlich immer über das
Bergrennen freuten, und die „Gegner“, die für das Verbot kämpften. Aber ein weiterer Teil dieses
Textes soll die Gemeinschaft der Fahrer darstellen. Denn was für einige heutzutage
selbstverständlich ist, war damals möglicherweise nicht so. Also kann man mit diesem Bericht
sowohl die zwei Parteien für bzw. gegen das Autorennen, als auch die Kulissen hinter der
Gesellschaft der Teilnehmer erkennen.
Zwei Parteien: Pro und Contra
Wie bereits durch diese Website erfahren, war das Bergrennen zwischen Ottbergen und
Bosseborn regional und international sehr berühmt. Denn bei dem letzten Rennen im Jahr 1990
waren „insgesamt 183 Fahrer […]zum 24.Weser-Bergpreis angemeldet.“(Aussage aus dem
Westfallen-Blatt vom 27. August 1990). Doch laut der Aussage von Werner Wienbröker waren zu
Spitzenzeiten bis zu 250 Teilnehmer dabei. Somit zählten die einzelnen Klassen um die 30 Fahrer.
Zudem soll es Ende der 70er und Anfang der 80er mehrer tausende Besucher gegeben haben, da
es „traditionell sehr stark besucht war“. „Die Strecke war voller Besucher.“, beides Aussagen von
Erich Rostek. Die Zuschauer standen dann entweder unten auf einem Acker oder sind die Strecke
hochgelaufen, um eine bessere Aussicht zu genießen (Aussage von Jürgen Löseke). Also wurden
die Bergrennen von vielen geliebt, was auch der Automobil-Club Bielefeld bestätigt. Denn dieser
berichtet „Anschließend wurden von 1965 bis 1990 25 Bergrennen durchgeführt, das erste in
Borgholzhausen, alle weiteren von Ottbergen nach Bosseborn im Kreis Höxter. Diese „Weser-
Bergpreise“ waren bei Fahrern aus ganz Europa wegen ihres hervorragenden Rufes äußerst
beliebt, und somit konnten bis zu 250 Fahrer am Start begrüßt werden.“ Doch es gab auch noch
die Seite die gegen das Bergrennen waren. Laut Jürgen Löseke, der 1981 als Zuschauer vor Ort
war, gab es vor allem eine Person, die das Rennen mehr als alles hasste. Diese Person war Herr
M.. Leider verstarb er bereits, weshalb wir seinen ganzen Namen nicht nennen wollen und mit ihm
nicht persönlich reden konnten. Er soll anscheinend in Ottbergen in der Nähe des Starts gewohnt
haben, weshalb ihn das Rennen immer sehr aufregte. Herr M. hatte wohl viele Anhänger, die
ebenfalls erwirken wollten, dass der Weser-Bergpreis nicht mehr durchgeführt wird. Er könnte
wohl auch etwas mit der entzogenen Genehmigung zu tun haben, aber das wurde nie offiziell
bestätigt. (Aber mehr zu der Genehmigung gibt es unter „Anklage & Genehmigung.“) Doch auch
ein großer Teil des Stadtrates und der 1. stellvertretende Bürgermeister Lawynda waren gegen das
Bergrennen.
Gab es auch gesellschaftliche Regeln bei den Teilnehmern?
Frauen beim Weser-Bergpreis?
Durch einen Artikel aus dem Jahr 2018 der Süddeutschen Zeitung wollen wir zeigen wie oder ob
die Regeln beim Weser-Bergpreis anders waren als heute.
Aussagen der Süddeutschen Zeitung:
„Ein paar Frauen in der Formel 1 gab es schon, doch wirklich durchsetzen konnte sich keine. Das
soll sich nun ändern: Durch die neue Rennserie Formel W. […] Ob eine rein weibliche Serie dabei
förderlich ist, gegen Ungleichbehandlung anzukommen, ist allerdings fraglich.“ 1958 fährt Maria
Teresa bei dem großen Breis von Belgien mit und das als erst Frau bei einem Formel-1
Weltmeisterschaftslauf. Dies ist ich das erste Jahr in dem Frauen ihren Führerschein ohne
Zustimmung des Mannes machen durften. (Zusammenfassung des Textes aus der Süddeutschen
Zeitung über Maria Teresa) „Seitdem gab es immer wieder Frauen in der Formel 1. […] Die bisher
letzte Frau, die nah dran an ihrem Ziel gewesen ist, war bis 2015 Susie Wolff als Testfahrerin von
Williams. Wirklich durchsetzen konnte sich keine. Das soll sich ändern: Mit der Formel W, einer
eigenen Rennserie für Frauen.“ Die neue Rennserie für Frauen, also Formel W, soll in diesem Jahr
(2021) gestartet werden.
Doch wie war es damals für Frauen, die beim Weser-Bergpreis mitfahren wollten? Es gab immer
wieder einige Frauen bei größeren Rennen, auch wenn es heute weder eine Fahrerin in der DTM
als auch in der Formel 1 gibt. Waren Frauen für das Bergrennen zugelassen? Durften sie
mitfahren? Ein sehr gutes Beispiel dafür ist Petra Höllerich.
Petra Höllerich ist seit 1980 Rennfahrerin. Sie fährt zusammen mit Lebenspartner Arnold Wagner
in der Formel-3. Beide fahren im letzten Austragungsjahr, also 1990, des Bergrennen mit.
Während Arnold Wagner der Favorit der Formel-3 Fahrzeuge ist, ist Petra Hölllerich nicht so
zufrieden mit ihren Trainingszeiten. Doch nach einer zweijährigen Pause ist das verständlich. Denn
nach dem Unfall ihres Lebensgefährten kehrt Petra dem Motorsport den Rücken. In dieser Zeit
bekommt sie eine kleine Tochter. Doch dann kommt sie zurück an den Start für ihr erstes Weser-
Bergpreis Rennen. „Wenn man die Strecke nicht kennt, sind zwei Trainingsläufe einfach zu
wenig.“, äußerte sie sich. Doch Gerald Hoffmann kommentierte zu Petra Höllerichs Zeiten „Die
Frau ist echt schnell, sie kann mit dem Fahrzeug optimal umgehen.“ Also kann man dadurch
erkennen, dass die Frauen beim Weser-Bergpreis eine echte Chance hatten und mit Petra
Höllerich, die auch selbst mal ihren Wagen reparierte, war das auch nicht anders zu erwarten.

Quelle: Westfalen-Blatt vom 27. August 1990
Petra Höllerich arbeitet an ihrer Maschine
Teilnehmer aus der DDR?

Quelle: Westfalen-Blatt vom 27. August 1990
Georg Dieter (links) und Reimund Seidenfaden (rechts) nahmen in der Formel E teil
Nun wollen wir auch noch eine weitere gesellschaftliche Regel anschauen. Georg Dieter wollte
zwar schon öfter an dem Weser-Bergpreis teilnehmen, konnte es aber nie. Warum? Er kam aus
Mühlhausen und lebte somit in der ehemaligen DDR. Denn was heute ein vereintes Deutschland
ist, war damals ein zweigeteiltes. Am 13. August.1961 begann der Mauerbau und erst am 9.
November.1989 fiel sie. Also gab es nur ein Jahr vom Weser-Bergpreis bei dem die
Motorsportfans aus der DDR teilnehmen bzw. zuschauen konnten. Dies war dann leider auch
bekanntlich das letzte, nämlich 1990. Georg Dieter war damals 41 Jahre alt und besaß einen
Taxibetrieb. Er war schon seit 1973 ein Rennfahrer. Sein Freund Reimund Seidenfaden, der 30
Jahre alt und Berufsmusiker war, fuhr ebenfalls wie Georg Dieter zum Bergrennen nach
Ottbergen/Bosseborn. Es war ihr erstes Mal, dass die beiden bei einem Bergrennen mitfuhren, da
es in den Ostblockländern nur wenige Gelegenheiten gegeben hat, um ein Bergrennen zu fahren
(vg. DDR-Fahrer Artikel des Westfalen-Blatt vom 27.8.1990). Georg Dieter hatte bereits an
mehreren Rennen auch in der Bundesrepublik teilgenommen und meinte, „Der Motorsport ist wie
eine unheilbare Krankheit, man kommt schlecht davon los.“ Doch dann beschreib er auch wie es
war, als ein Bewohner der DDR mitzufahren. Dazu meinte er, „Am Anfang haben wir etwas abseits
gestanden, aber inzwischen kennt man sich schon und hier beim Weser-Bergpreis haben wir eine
tolle Atmosphäre vorgefunden.“ Doch sie hatten auch einige Nachteile gegenüber den anderen
Fahrern. „Unseren Reifen fehlt leider der Griff“, erklärt Reimund Seidenfaden. Da sie eine andere
Strecke gewohnt waren und Georg Dieter brachte sogar eine Premiere mit an den Start. Der
Motor seines Fahrzeuges verfügte über einen 1300er Lada-Motor. Die Rennstrecke fanden beide
Rennfahrer sehr anspruchsvoll. Aber auch durch all die Nachteile wurde Georg Dieter bei den
Trainingsläufen 3. und Reimund Seidenfaden erzielte sogar den 1. Rang. Also trotz vieler Nachteile
und ihrem Wohnort, erreichten die beiden ihren großen Wunsch.